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Konkurrenzkampf im Büro – Entlarve die Bienenkönigin!


Vor nicht allzu langer Zeit bekam ich auf der Arbeit einen Anruf einer Arbeitskollegin, die mich genervt darauf hinwies, dass die Information, die ich ihr geliefert habe, falsch sei. Mit einem grantigen Ton sagte sie mir, dass sowas nicht geht. Als ich erklären wollte, dass die Information sich aufgrund dringender Umstände geändert hat, ließ sie mich gar nicht zu Wort kommen. Sie unterbrach mich und regte sich darüber auf, was sie nun für zusätzliche Arbeiten hat und worum sie sich sonst alles kümmern muss. Sie legte auf, ohne mein "Tschüss" abzuwarten.

Und da saß ich nun mit offenen Mund und fragte mich, was da gerade passiert war. Vor allem hatte ich Wut im Bauch, da ich nichts für die Änderung konnte und anderseits ihr das auch nicht erklären durfte. Ich war einfach der Fußabtreter für sie gewesen. Ein Ventil, wo sie ihr Ärgernis rauslassen konnte.

Ich machte mir lange Gedanken, was ich falsch gemacht habe und warum sie mich so hasste, denn das war nicht die erste und sicherlich auch noch nicht die letzte Situation, wo sie sich so gegenüber mir verhielt. Aus Wut wurde Enttäuschung, da ich es nicht verstehen kann, warum wir uns nicht gegenseitig unterstützen können. Als Team erreichen wir viel mehr.

Widerstand im Büro von verschiedenen Seiten

Im Büroalltag kann uns so einiges im Weg stehen, ob der Vorgesetzte, Arbeitskollegen (Männer wie Frauen) aber auch wir selber. Für mich selber ist es unverständlich, warum wir Frauen uns nicht gegenseitig unterstützen. Gerade in einer Branche, in der die Männer dominieren. Für mich ist es unglaublich wichtig, meinen Kollegen zu helfen und ich bekomme auch Unterstützung, wenn ich "schwimme".

Erstmal einen Durchblick schaffen

Um auf das Verhalten der Kollegin reagieren zu können, wusste ich, dass ich es zunächst irgendwie verstehen muss. Die Möglichkeit, dass ich eventuell selber überempfindlich bin, habe ich dabei nicht aus den Augen gelassen. Natürlich kann jeder mal einen schlechten Tag haben. Mal. Also musste bei ihr mehr dahinter sein. Ich hatte schon des Öfteren bemerkt, dass sie gerne im Mittelpunkt stand und sich gerne durch Aussagen wie "Ich habe soviel zu tun" selber zum Opfer macht. Was noch mehr Aufmerksamkeit bringt. Vielleicht bekommt sie im Privatleben zu wenig Aufmerksamkeit und will daher Anerkennung für Ihre Leistung.

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass sie - wie jeder - auch an sich selbst zweifelt. Vielleicht bekommt sie durch ihren Vorgesetzten bereits viel Druck und Kritik, sodass ihrer Meinung nach ihr keine Fehler unterlaufen dürfen. Sie hat sich keine Zeit zum durchatmen genommen, sondern den Ballast einfach auf mich geschoben. Gerade unter Zeitdruck trifft man Entscheidungen, die manchmal eher emotional als durchdacht sind.

Ein weiterer Gedanken, der mir etwas unangenehm ist, ist dass sie mich einfach aufgrund meines Alters als Konkurrentin sieht. Sie ist ca. um die zwanzig Jahre älter als ich, kleidet sich sehr modern und sieht immer sehr gut aus. Dennoch bin ich die jüngste der Damen bei uns und komme, obwohl ich erst wenige Jahre im Unternehmen bin, sehr gut mit meinen Aufgaben zurecht und verstehe mich mit allen - ob Männer oder Frauen - sehr gut. Vielleicht gönnt sie mir diese positive Situation nicht, vielleicht auch, weil sie es um einiges schwerer hatte. Dennoch ist es unausweichlich, dass sie irgendwann von einer jüngeren Kollegin ersetzt wird, wenn sie das Unternehmen verlässt.



Lächeln und Winken - die beste Reaktion

Den wahren Grund hinter so einem Verhalten wird man wahrscheinlich nie rausfinden. Das heisst, man muss die Situation zunächst akzeptieren und lächeln. Gerade wenn man nicht für eine Aussprache bereit ist. Ich versuche, dieses Verhalten noch zu ignorieren, da ich mir eine Aussprache aktuell nicht vorstellen kann und ich mir nicht sicher bin, ob ich das nicht zu engstirnig sehe. Die Männer keifen sich doch auch ständig an und gehen anschließend zusammen Mittag essen. Auch Lästereien kommen auf keinen Fall in Frage, man weiss nie, wer im Unternehmen doch gut mit ihr gestellt ist. Was nicht heisst, dass man nicht im privaten Umfeld seine Gedanken laut aussprechen darf.

Eine Möglichkeit, um die Zusammenarbeit zu verbessern, wäre auch seine Hilfe anzubieten oder auch mal ein Kompliment zu machen. Dadurch kann der "Angreiferin" die Luft aus den Segeln genommen werden, sie fühlt sich geschmeichelt und vor allem verstanden. Auch wenn es schwer fällt, kann man dadurch, dass man einmal über seinen Schatten springt, eine Erleichterung für die weitere Zusammenarbeit erwirken.

Wichtig ist, dass man solche Aktionen nicht persönlich nimmt und versucht Verständnis aufzubringen. Durch Freundlichkeit lässt man sich nicht auf das Niveau herab. Aber auch hierfür gibt es Grenzen und man muss sich nicht alles gefallen lassen. Für solche Situationen habe ich mir ein paar schlagfertige Sätze zusammengesucht, die ich allerdings nur mündlich und nicht schriftlich (nachweisbar) an die Frau bringe:

- Mensch, das Leben ist halt kein Ponyhof/Nonnenhockey
- Ich passe mich nur meiner Umgebung an
- Stimmt, daran wirst Du Dich gewöhnen müssen.
- Möchtest Du mich gleich erwürgen oder kann ich noch eben einen Tee trinken?
- Willst Du mich dazu zwingen? / Stehe ich hier vor einem Kriegsgericht?
- Danke, ich denke mal darüber nach.
- So so / Potzblitz / Ach was


Ein weiteres absolutes No Go, um mit solchen Situationen umzugehen, ist das Petzen beim Chef. Wir sind alles erwachsene Personen und sollten daher beweisen, dass wir mit solchen Situationen selber zurecht kommen. Was uns nicht umhaut, macht uns stärker! Und sollte es doch in die Richtung "Mobbing" gehen, dann wäre die erste Anlaufstelle eher der Betriebsrat.


Die Queen Bee summt am Lautesten

Auf meiner Suche nach hilfreichen Tipps im Internet, bin ich dabei auf das Queen-Bee-Syndrom gestoßen. So wie die Bienenkönigin ihre Geschwister nach der Geburt tötet, um ihre hohe Position zu sichern, gibt es auch einige Frauen, die alles dafür tun, dass sie keine Konkurrentinnen haben. Männer werden dabei nicht als Konkurrenten gesehen, nur Frauen werden bewusst unten gehalten. Dadurch genießt man ein Alleinstellungsmerkmal und bekommt mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung. Einer der Gründe ist sicherlich, dass diese "Vorreiter"-Frauen es wirklich schwer hatten Führungspositionen zu erhalten, da das Bild der arbeitenden und erfolgreichen Karrierefrau lange undenkbar war. Wieso sollten es dann die anderen leichter haben? 

Laut einer Studie der Columbia Business School ändert sich aber diese Einstellung immer mehr und die "Women support Women"-Denkweise hält immer mehr Einzug. Für mich ist dieser Punkt viel wichtiger als darum zu kämpfen eine gesetzliche Regelung einzuführen, wie viel Prozent Frauen im Vorstand Mitglied sein sollten. Ein Wunsch von mir ist es irgendwann mal eine Mentorin oder eine Gruppe von Frauen an meiner Seite zu haben, von denen ich lernen kann. Eine Gruppe, die sich unterstützt und gegenseitig pusht. So viele Selbstzweifel hindern uns daran, unser Zeil zu erreichen. Dabei kann man gemeinsam so viel mehr erreichen.

Habt Ihr auch schon mal solche Erfahrungen mit Arbeitskolleginnen gemacht? Wie seit Ihr damit umgegangen? Und habt Ihr eventuell einen Mentorin, der Euch unterstützt? Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr von Euren Gedanken berichtet!

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